Mirage Suisse

Mirages für die Schweiz

In der Schweiz begann die Geschichte der Mirage IIIS und RS 1958 mit der Stornierung der Bestellung für die Schweizer Kampflugzeugentwicklung P-16 durch den Bundesrat. 1959 wurde dem Parlament eine neue, auf Mobilität ausgerichtete Truppenordnung vorgelegt. Im Rahmen dieses neuen strategischen Konzepts wurde auch ein neues Kampfflugzeug erprobt, dessen Evaluation bereits 1957 begonnen hatte. Britische, schwedische, italienische, amerikanische und französische Muster wurden erprobt, und im November 1960 wurde die Auswahl auf die schwedische Saab J-35 Draken und die Französische Dassault Mirage III beschränkt.

Am 28.Dezember 1960 wurde vom Bundesrat eine Entscheidung zugunsten der Mirage III gefällt, und im 1961 bewilligten die Räte den Beschaffungskredit von 871 Mio. Franken für 100 Mirage IIIS. Für Waffeneinsatzerprobungen wurde 1962 eine einzelne Mirage IIIC der französischen Luftwaffe übernommen, und 1964 erhielt die Schweiz zwei Doppelsitzer Mirage IIIBS für die Pilotenausbildung und Umschulung.

 Botschaft desBundesrates über die Beschaffung von Kampfflugzeugen (Mirage III S)

Die Mirage-Affäre

Die Schweiz entschied sich gegen eine Standardausrüstung ihrer Mirage, und der alternative Einbau des teuren TARAN-Feuerleit- und Navigationsgerätes sowie die Aufklärungsausrüstung für die Mirage IIIRS, die Stollentauglichkeit und Starthilferaketen führte 1964 zur Beantragung eines Zusatzkredits von über 576 Mio. Franken einer Steigerung von 66% gegenüber dem ursprünglich bewilligten Kredit! Diese als „Mirage-Affäre“ in die Schweizer Geschichte eingegangene  Episode kostete etlichen Politikern und Mitgliedern des Armee-Stabes die Stelle: Divisionär Etienne Primault wird seiner Dienste enthoben und Generalstabschef Jakob Annasohn sowie Bundesrat Jakob Chaudet treten von ihren Ämtern zurück.

Der Zusatzkredit wurde am 21.9.1964 zwar abgelehnt und die Anzahl der zu beschaffenden Maschinen von 100 auf 57 Flugzeuge reduziert, doch 1965 wurde ein Zusatzkredit von 150 Mio. Franken trotzdem noch bewilligt. 1965 und 66 folgten dann Testflüge und Leistungsverifikationen auf der französischen Basis Istres sowie im amerikanischen Holloman, wo insbesondere auch die Integration der für die Schweizer Mirages typischen HM-55S Falcon - eigentlich Schwedische Lizenzproduktion der Amerikanischen Hughes AiM-26 Falcom Halbaktiven radargelenkten Luft/Luft-Lenkwaffe - stattfand. 1967 folgte in Cazaux (F) die Integration sowie Versuchseinsätze der Nord As.30 (NORAS) Luft/Boden-Lenkwaffe.

Bericht der vom Nationalrat und vom Ständerat eingesetzten Kommissionen an die Eidgenössischen Räte über die Abklärung der Mirage-Angelegenheit.
 Zum Bericht

Berichte des Bundesrates an die Bundesversammlung über den Stand der Beschaffung von Kampfflugzeugen Mirage III.
 1. Bericht, vom 02.02.65
 2. Bericht, vom 10.08.65
 3. Bericht, vom 01.02.66
 4. Bericht, vom 19.08.66
 5. Bericht, vom 24.01.67
 6. Bericht, vom 07.07.67
 7. Bericht, vom 31.01.68
 8. Bericht, vom 03.07.68
 

Einführung und Modernisierungen

Nachdem die Mirage während der Expo 64 das erste Mal der Bevölkerung vorgeführt wurde stiessen die ersten Serienmaschinen 1966 zu den Fliegertuppen. Als erste Schweizer Staffel wurde die Fliegerstaffel 17 mit der Mirage ausgerüstet und bald darauf folgte auch die Fliegerstaffel 16. 1969 war die Auslieferung der Mirage IIIS abgeschlossen. Später erfolgte die Auslieferung der Mirage IIIRS Aufklärer an die Fliegerstaffel 10, die seit dem 1.Januar 1969 ab Buochs operierten. 1970 wurden mit den letzten Mirage IIIRS die Beschaffung aller 57 bewilligten Flugzeuge erfolgreich abgeschlossen.

Die schweizer Mirages wurden ständig verbessert und dem aktuellsten technischen Stand angepasst. So erhielten die Mirages während ihrer Dienstzeit verbesserte Avionik und moderne Geräte zur elektronischen Kriegsführung wie etwa Radarwarnempfänger und Düppelwerfer zur Abwehr gegnerischen Lenkwaffen. Zudem wurde die Zelle verstärkt um deren Lebensdauer zu erhöhen. Die Aufklärer-Mirage wurden zudem mit neuen Schwedischen Vinten-Infrarotabtaster ausgerüstet, welcher als Aufklärungsbehälter unter dem Rumpf mitgeführt werden konnte.

Augenfälligste Änderung war das 1988-92 erfolgte Anbringen von kleinen Vorflügeln (Canards) auf den Lufteinlässen, die der Mirage eine stark erhöhte Wendigkeit verlieh.
 

Ende einer Saga

Nachdem 1997 die erste mit den topmodernen F/A-18 Hornet ausgerüstete Staffel die Einsatzbereitschaft erreichte waren die Tage der Mirage-Jäger gezählt und die letzten 29 verbliebenen Mirage IIIS wurden am 22.Oktober 1999 mit der „Mirage’99“-Feier offiziell verabschiedet.

Im April 2003 schliesslich fand auch der letzte WK der Mirage-Aufklärer in der Fliegerstaffel 10 in Buochs statt, zu dessen Anlass zwei Flugzeuge den aussergewöhnlichen „Black&White“-Anstrich erhielten. Im Sommer 2003 kamen die international hochgeachteten Schweizer Amir zu ihrem letzten Ruhm, als sie bei den NATO-Luftaufklärungsmeisterschaften "Recce Meet" in Florennes (Belgien) den ersten Platz belegten - ein stolzer, ehrwürdiger Abgang einer Luftfahrtslegende.

Nachdem die Amir anlässlich der berühmten Flieger-Demonstration auf der Axalp am 8./9. Oktober 2003 das letzte Mal dem breiten Publikum vorgeführt wurde, flog Major Markus Zürcher am 17.Dezember 2003 - exakt 100 Jahre nach dem ersten motorisierten Flug der Gebrüder Wright - den allerletzten Mirage-Flug der Schweizer Luftwaffe...