Notlandung einer Mirage bei Nacht
Der Einsatz der Mirage Flugzeuge bei jedem Wetter bedingte auch den Einsatz bei Nacht. Jäger- sowie Aufklärer Piloten waren im Nachtflug ausgebildet, mussten sich aber mit einigen Flügen auf dem Doppelsitzer an das neue Flugzeug anpassen. Die Landung, welche schon bei Tag etwas Konzentration verlangte, war bei Nacht noch etwas heikler. Dies trifft besonders den Fluglehrer, welcher im hinteren Sitz bei der Landung über eine ziemlich beschränkte Sicht verfügte. Dies war mein Platz. Als wir bei der Rückkehr der Mission über dem Flugplatz das Fahrwerk betätigten, mussten wir feststellen, dass von drei Kontrolllampen nur deren zwei aufleuchteten. Die dritte Lampe signalisierte die Position des Bugrades als nicht ausgefahren und verriegelt. Der Anflug wurde abgebrochen und die entsprechenden Notmanipulationen während einer Warteschlaufe ausgeführt. Der amtierende Pilot der MIROPA-Stelle (Mirage Operationen) im Kontrollturm verlangte, im helfenden Sinne, letztere Manipulationen nochmals durchzuführen, dies leider ohne Erfolg. Da die Hydraulik keinen Druckverlust zeigte, wurde entschieden, den Kontrollturm mit ausgefahrenem Fahrwerk zu überfliegen. Die Beobachtung war eindeutig, das Bugrad war eingefahren und das Hauptfahrwerk ausgefahren. Das Flugzeug musste also in diesem Zustand auf den Boden gebracht werden. Da der Anstellwinkel bei der Landung mit Deltaflüglern ziemlich gross ist, muss die Nase bis zum Kontakt auf der Piste um einige Meter gesenkt werden. Leider ist es nicht möglich dies mit kleiner Geschwindigkeit zu tun, da der Schock beim Aufprall der Flugzeugnase auf die Piste grössere Beschädigungen verursachen würde. Das Absenken der Nase muss also mit ca 250 km/h beginnen, so dass die Wirksamkeit des Höhensteuers eine sanfte Berührung der Piste ermöglicht.Das Neuland beginnt nach der für uns normalerweise erreichten 3 Punkt Position. Eine sehr ungewohnte Lage mit Blick nach unten auf diese feuerspeiende Nase. Die Reibung ersetzte die Radbremsen, war aber sicherlich deutlich weniger kosteneffizient...
Das Flugzeug hielt an und ausser einer kleinen Rauchentwicklung und der Tatsache, dass wir nicht auf dem üblichen Abstellplatz angehalten hatten, verlief die Landung ohne allzu grossen Schaden. Die Ursache des verklemmten Bugfahrwerkes war Rost im Ausfahrzylinder des Bug-rades aufgrund eingedrungener Feuchtigkeit.
Wolfgang Brülhart, Major, ehemaliger Pilot Fl St 17

Foto: Die Nasenunterseite gezeichnet von den Spuren der unfreiwilligen Pistenberührung (Schweizer Luftwaffe)
Quelle: das fliegende dreieck
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